Gentechnisch veränderter Raps in den USA außerhalb der Felder gefunden

Wird gentechnisch veränderter Raps großflächig angebaut, dann wachsen solche Pflanzen auch außerhalb der landwirtschaftlichen Flächen.

Nach einer aktuellen Untersuchung, die auf der Tagung der Ecological Society of America in Pittsburgh vorgestellt wurde, sind 86 Prozent der an Straßenrändern und Tankstellen gefundenen Rapspflanzen gentechnisch verändert (gv). Die Wissenschaftler warnen, dass dieser Raps in der Landwirtschaft zu einem Unkrautproblem werden könnte.
In den USA und Kanada werden inzwischen auf 90 Prozent der Rapsfelder gentechnisch veränderte Pflanzen angebaut. Nun haben Wissenschaftler an der Universität von Arkansas (Fayetteville, USA) zum ersten Mal gezeigt, wie weit sich dieser Raps außerhalb der Felder in der Umwelt verbreitet hat. Entlang von Landstraßen und Autobahnen sammelten die Wissenschaftler im Juni und Juli 2010 auf einer Strecke von etwa 5400 Kilometer stichprobenartig Rapspflanzen ein und untersuchten sie.

Das Ergebnis, so die Forschungsleiterin Cynthia Sagers, sei überraschend: 86 Prozent der 406 untersuchten Pflanzen waren gentechnisch verändert. Sagers hob hervor, dass diese gv-Rapspflanzen weit entfernt von Raps-Anbaugebieten wuchsen. Bei anderen Untersuchungen in Kanada und Großbritannien wurde wild wachsender gv-Raps immer nur in der Nähe der eigentlichen Anbauflächen gefunden.

Sagers kritisierte den Umgang mit gv-Pflanzen in den USA. Die Anbauauflagen reichten nicht aus, die Verbreitung dieser Pflanzen zu verhindern. Außerdem fehlten geeignete Maßnahmen zur Umweltbeobachtung.

Die gefunden gv-Pflanzen enthielten ein Resistenz-Gen gegen Herbizide mit dem Wirkstoff Glyphosat (Roundup) oder Glufosinat (Liberty), zwei Pflanzen sogar beide Herbizidresistenz-Gene. Das, so Cynthia Sagers, könnte ein Hinweis sein, dass der gv-Raps schon seit mehreren Generationen an diesen Stellen wachse. Rapspflanzen mit den unterschiedlichen Herbizidresistenz-Genen könnten miteinander gekreuzt haben. Auch eine Übertragung dieser Gene auf verwandte Wildpflanzen sei möglich.

Unkrautprobleme durch verwilderten gv-Raps?

Die Wissenschaftler befürchten, dass die unkontrollierte Verbreitung von gv-Raps mit einer doppelten Herbizidresistenz zu einem Problem für Landwirte werden könnte. Beim Anbau von anderen Kulturpflanzen könne dieser Raps auf den Feldern ein widerspenstiges Unkraut werden, da er gleich mit zwei der derzeit weit verbreiteten Herbizide nicht mehr bekämpft werden könnte.

Bei Monsanto, einem der Hersteller von gv-Raps, sieht man die Situation weniger dramatisch. Tom Nickson, Leiter für Umweltangelegenheiten bei dem Unternehmen, erklärt die hohe Verbreitung von gv-Raps an den Straßenrändern mit den Erntetransporten entlang dieser Strecken. Da Samen von den vorbeifahrenden LKWs herunterfallen, habe sich Raps hier auch schon vor Einführung von gv-Varianten angesiedelt. Zudem sei das Vorkommen von wild wachsenden Rapspflanzen auf bestimmte Bereiche wie Straßenränder und feldnahe Flächen begrenzt. Diese Rapspopulationen ließen sich durch Mähen oder mit anderen Herbiziden kontrollieren.

Sagers räumte in diesem Zusammenhang ein, dass die Ergebnisse ihrer Untersuchung den realen Verbreitungsgrad von gv-Raps in der Umwelt überschätzen könnte. Schließlich habe man nur an den Straßenrändern Proben genommen, weitere Daten stünden nicht zur Verfügung. Auch gebe es Hinweise, dass an einigen Untersuchungsorten zuvor das Herbizid Roundup angewendet wurde. Dadurch könnte sich der Anteil der gv-Pflanzen zusätzlich erhöht haben.

Auch für Alison Snow, Ökologin an der Ohio State Universität, sind die Untersuchungsergebnisse nicht überraschend. Die zunehmende Verbreitung von gv-Raps könne aber problematisch sein: Die Breitbandherbizide Liberty und Roundup ermöglichten den Landwirten eine Reduzierung der Zahl von Spritzungen pro Jahr. Wild wachsende gv-Rapspflanzen und die Übertragung der Herbizidresistenz-Gene auf verwandte Wildpflanzen könnten diesen Vorteil zunichte machen. Unter Umständen müssten dann in Zukunft andere und mehr Herbizide eingesetzt werden.

Quelle: Biosicherheit.de